Sonntag, 22. Februar 2009

"I am leaving nownow !"

Es ist ein gaengiges Kulturklischee, dass die Menschen in Afrika ein gar voellig anderes Verstaendnis von Zeit haben. Um es mit Helmut Schmidt zu sagen: Es mag ein Klischee sein auszerdem ist es die Wahrheit. Wer in Europa einfach auf der Strasze herumsteht, ohne auf etwas zu warten, wirkt auf seine Mitmenschen latent bedrohlich. Von einem Passanten wird erwartet, dass er moeglichst auf schnellstem Weg sein Ziel ansteuert. In Kapstadt sieht man dagegen oefters Leute, die grundlos herumlungern, und den Leuten, die vorbei gehen intensive Blicke zuwerfen, bevor sie ab und zu ihren Standort wechseln. Ein gaengiges Sprichwort sagt: "Europeans have money, Africans have time."

Das afrikanische Zeitverstaendnis beschraenkt sich jedoch nicht nur auf beschaeftigungslose Straszenstreicher. Auch auf dem Campus oder in der Innenstadt bewegen sich die Leute stets im Tempo deutscher Sonntags-Spaziergaenger. Motto: Lieber zu spaet kommen, als abhetzen.

Das schlaegt sich im Uebrigen auch in der Sprache nieder. Wenn ein Suedafrikaner sagt "I am coming now" sollte man nicht Gewehr bei Fusz stehen. Das heisst so viel, wie "Jaja, ich komme dann irgendwann." Wenn er ausdruecken will, dass er in einer Weile kommt, heisst es "I am coming just now." Und wenn er sagen will, dass er wirklich in wenigen Minuten vor der Tuer stehen wird, dann sagt er "I am coming nownow".

Neulich wollte ich zu einer Professorin in die Sprechstunde, angesetzt war sie fuer 12 Uhr, um 12.01 Uhr war ich da und sah nur noch ein rechteckiges Quadrat mit einer Klinke vor mir. Nach hinten hinaus ist man dann doch ziemlich "nownow".

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